Antrag / Anfrage / Rede
Ein Grundwassermodell für Landshut rückt näher
Die ÖDP-Stadträte Dr. Stefan Müller-Kroehling und Elke März-Granda hatten am 6.6.2022 die Erstellung eines Grundwassermodells für Landshut beantragt. Der Antrag sieht die Erstellung durch ein hydrogeologisches Fachbüro vor. Das Modell soll, wenn es vorliegt, mehreren Zwecken dienen. Vor allem soll „bei allen zukünftigen Vorhaben angewandt werden, die in erheblichem Umfang Einfluss auf das Grundwasser nehmen können“ so der Antrag, Ziel ist eine umfassende Betrachtung des Grundwassers als „Schatz, aber auch als potenzielle Quelle für Schäden unter unseren Füßen“, so Stadtrat Dr. Müller-Kroehling.
Am 11. Mai 2023 wurde nun der Antrag in der gemeinsamen Sitzung des Bau- und Umweltsenats im Stadtrat behandelt und einstimmig beschlossen, dass die Schritte zur Erstellung eines solchen Modells eingeleitet werden sollen. Auch das Wasserwirtschaftsamt Landshut, das antragsgemäß zu der Frage angehört worden war, hatte sich für ein solche Modell ausgesprochen.
Der erste, nun beschlossene Schritt ist die technische Weiterentwicklung des von der Stadt betriebenen Pegelnetzes aus derzeit 75 noch händisch abzulesenden Pegeln in ein automatisch messendes, damit für das Modell genug Daten zur Verfügung stehen. Die Kosten für diese technische Weiterentwicklung dürften bei überschlägig ca. 90.000 EUR liegen, rechnete Müller-Kroehling aus und findet diese Investition sinnvoll, zumal auch viel Zeitaufwand für Ablesen und Eingabe der Werte gespart wird, und die Messintervalle erheblich kürzer werden. In einem nächsten Schritt sollen mittels externer Dienstleister die Voraussetzungen für ein solches Modell entwickelt werden.
Einig war man sich über den Nutzen, auch wenn durchaus verschiedene Aspekte unterschiedlich gewichtet wurden. Die Antragsteller von der ÖDP sehen den Nutzen neben der besseren summarischen Bewertung von Eingriffen in Bezug auf dadurch bei Hochwasser stärker steigende Grundwasserstände durch Tiefgaragen und ähnliche bauliche Eingriffe ferner auch im besseren Schutz des Grundwassers vor Verunreinigungen und Altlasten, aber auch vor immer stärkerer Versiegelung und daraus resultierender fehlender Grundwasserneubildung. Für alle diese Fälle nannten die beiden ÖDP-Stadträte auch Beispiele aus dem Stadtgebiet.
„Unser Grundwasser ist ein Schatz, der immer stärker gefährdet ist“, so März-Granda. Ihr Kollege ergänzt: „Um 15% sind laut Zahlen des LfU bereits die Grundwasservorräte in Südbayern in den letzten 15 Jahren zurückgegangen. Wir müssen gerade auch im urbanen Raum sorgfältiger mit dieser Ressource umgehen und sie in ihrer Menge und Qualität erhalten.“ Auch dazu trägt das Grundwassermodell bei, sind die Landshuter ÖDP-Stadträte überzeugt.
Hintergrundinformationen zum Antrag:
Der Antrag sieht vor, dass das Modell auch mit kartografischen Informationen verschnitten wird die Belastungen des Bodens identifiziert haben (Altlasten- und Altlasten-Verdachtsflächen), um besonders sensible Bereiche für Eingriffe zu identifizieren. Ferner soll es in Zeiten rückläufiger Grundwasserstände auch für den vorbeugenden Schutz des Grundwassers und der Grundwasserneubildung, genutzt werden.
Als Begründung für die Notwendigkeit eines solchen Modells führt der Antrag eine Reihe von aktuellen Entwicklungen an. Die Wahrscheinlichkeit von Hochwässern und Starkregenereignissen nimmt durch den Klimawandel stark zu, in deren Folge es zu starken, sprunghaften Anstiegen des Grundwassers auch in durch Deichen geschützten Vierteln kommen kann. Im Kontext von Planungen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes, wäre ein solches Modell eine wertvolle Planungsgrundlage. Unter anderem durch Baumaßnahmen und andere Eingriffe kann es zu Veränderungen der Grundwasserströme kommen. Dabei können auch Altlasten betroffen sein und mobilisiert werden.
Und schließlich ist ein Grundwassermodell auch für den vorsorgenden, planerischen Schutz der Gewässer notwendig. Als Beispiel kann die in jüngerer Zeit verstärkt abschnittsweise trockenfallende Rückwärtige Pfettrach im Landshuter Westen genannt werden, in deren Umfeld in den letzten Jahren zum Teil massive Mehrparteienhäuser mit Tiefgaragen und einem hohen Versiegelungsgrad realisiert worden sind.
Gleiches gilt allgemein für die Feuchtgebiete im Stadtgebiet, einschließlich der noch verbliebenen Moorkörper, die ebenfalls entscheidend vom Grundwasser abhängen. Solche Feuchtgebiete sind gleichermaßen sehr wichtig für Klimaschutz und Biodiversität.
Es gibt unterschiedliche Arten von Grundwassermodellen, und keine davon kann Detail-Betrachtungen bei konkreten Eingriffen ersetzen. Ein solche Modell kann aber die notwendigen Betrachtungen erheblich qualifizieren und bereits in frühen Planungsschritten zur Vermeidung potenzieller Konfliktsituationen beitragen.
Beispielsweise die Stadt Ingolstadt hat ein umfassend nutzbares Grundwassermodell als Teil der kommunalen Daseinsvorsorge und vorausschauenden Bauleitplanung erstellen lassen, vgl. https://www.in-kb.de/Wasser/Grundwasser/Grundwassermodell-Ingolstadt/
Auch das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) weist auf die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten solcher Modelle in der kommunalen Daseinsvorsorge hin: https://www.lfu.bayern.de/wasser/grundwassermodelle/index.htm
Insgesamt bestehen zusammenfassend eine große Zahl von Anwendungsmöglichkeiten in der planerischen Umweltvorsorge, die vom Grundwasserschutz über den Hochwasserschutz und den Schutz der Feuchtgebiete reichen.
(Zum Nachlesen in der LZ: Bericht zum Antrag erschien am 14.7.2022, zum jetzt gefassten Beschluss am 15.5.2023.)